Die lebenswerte und nachhaltige Stadt der Zukunft

Symposium anläßlich des 100. Geburtstags von

VICTOR GRUEN

Victor Gruen

16. und 17. Juli 2003

im Architekturzentrum Wien (Museumsquartier)

 

Veranstalter:

Magistratsabteilung 18 - Stadtentwicklung
Institut für ökologische Stadtentwicklung


 
Wien ist im internationalen Vergleich eine der Städte mit der höchsten Lebensqualität. Einer, der dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet hat, ist heute aber nahezu in Vergessenheit geraten:

Victor Gruen 1903-1980

Victor Gruen gehört weltweit zu den bedeutendsten Stadtplanern der Nachkriegszeit. Auch die Stadt Wien verdankt ihm einige richtungweisende Planungen im Vorfeld der Entstehung des ersten Wiener Stadtentwicklungsplanes. Allen seinen Arbeiten lag das Streben nach Schaffung einer lebenswerten, menschlichen Umwelt zugrunde.

Ziel dieser Veranstaltung anlässlich seines 100. Geburtstages ist es, die Ideen Victor Gruens in Erinnerung zu rufen und die noch aktuellen Inhalte für die Stadtentwicklung Wiens nutzbar zu machen.

Der erste Tag des Symposiums steht im Zeichen der Vergangenheit. Hier soll vor allem Gruens Leben und Werk in seiner oft verblüffenden Vielfalt beleuchtet werden.

Am zweiten Tag soll in Arbeitsgruppen und Impulsreferaten die Zukunftsperspektive Wiens im Lichte von Gruens Vision einer lebenswerten und nachhaltigen Stadt erarbeitet werden. Die Weiterverfolgung dieser Ergebnisse soll in einen programmatischen Impuls für den neuen Wiener Stadtentwicklungsplan münden.

Ein Pionier der Umweltplanung

Victor Gruen wurde 1903 in Wien geboren, wo er mit seiner Arbeit als Architekt begann. 1938 konnte er unter abenteuerlichen Umständen in die USA flüchten. Dort baute er ein bedeutendes internationales Architekturbüro auf.

Er ist als „Vater des Einkaufszentrums“ und als „Vater der Fußgängerzonen“ bekannt, Revitalisierungs-programme für Stadtkerne wurden als „Gruenisierung der City“ bezeichnet. „Fortune Magazine“ verlieh ihm den Titel „Architekt der Umwelt“, die Rice University widmete ihm als „Architekt der Menschlichkeit“ eine Medaille.

Unter seinen zahlreichen Publikationen sind vor allem „Shopping Towns USA“, „The Hearts of Our Cities“, „Das Überleben der Städte“ und "Die lebenswerte Stadt" zu erwähnen. Seine „Charta von Wien“(veröffentlicht in „Das Überleben der Städte“) enthält die Grundlagen einer ökologisch verträglichen und menschengerechten Stadtentwicklung, die bis heute aktuell und gültig sind.

Er gründete die „Victor Gruen Foundation for Environmental Planning“ in den USA, welche sich erstmals mit Umweltfragen in der Stadtentwicklung befasste, und 1973 das “Zentrum für Umweltplanung” als europäische Schwesterorganisation in Wien. Hier trafen sich umweltbewusste Experten aus vielen Fachbereichen, um Strategien für eine umweltverträgliche Entwicklung, insbesondere der Städte, zu erarbeiten.

Daneben betrieb er in Wien auch ein Architekturbüro, das sich vor allem städtebaulichen Projekten, Studien und Gesamtlösungen der Stadtentwicklung und Stadtplanung widmete (u.a. Donauinsel-Wien, Stadtentwicklung Kerngebiet Wien, Fußgängerzone Wien, Citybus-Konzept Wien, La Defense-Paris, Louvain la Neuve-Belgien, Cellular Metropolis).

Er hat sehr früh begonnen, sich mit Umweltproblemen zu beschäftigen und war der Meinung, dass die Chance zu ihrer Lösung „in einer zukunftsorientierten Planung zur der Schaffung einer vernünftigen Beziehung zwischen dem Menschen als integralem Teil der Natur und allen anderen Teilen der Schöpfung“ besteht – Ziel der Umweltplanung ist „rücksichtsloses quantitatives materialistisches Wachstum durch das Streben nach höchster Qualität des menschlichen Lebens in Harmonie mit der Natur zu ersetzen“.

In seinen letzten Lebensjahren entwickelte sich der Stadt- und Verkehrsplaner zum Visionär einer ökologisch nachhaltigen Entwicklung der Menschheit und ihrer Umwelt, beschäftigte sich mit Alternativen zu Autoverkehr und Atom und strebte die interdisziplinäre Vernetzung umweltbewusster Bürger an. Er war sein ganzes Leben lang Optimist und bezeichnete sich als Universalisten, der seine Arbeit und Freizeit ebenso wie Kultur, Wissenschaft und Philosophie als untrennbares Ganzes ansah. Als seinen Leitsatz zitierte er Konfuzius: „Es ist besser, ein kleines Licht anzuzünden, als sich über die Dunkelheit zu beklagen.“

Er starb 1980 in Wien.

Vor diesem Hintergrund erscheint es nun, 23 Jahre nach seinem Tod und anläßlich seines 100. Geburtstages besonders reizvoll, die Spuren, welche seine visionären Ideen und Projekte in Wien hinterlassen haben, rückwirkend zu betrachten, zu verfolgen und (auf ihre Wirkung hin) zu analysieren sowie den Gegenwartsbezug zu verdeutlichen.

Visionen eines Umweltplaners

Strategie zur Gestaltung der Städte:

  1. Wir müssen unsere Siedlungen so anlegen, formen und strukturieren, dass die Notwendigkeit, sich in ihnen mittels mechanischer Hilfsmittel fortzubewegen, auf ein Minimum reduziert wird.
  2. Wir müssen unsere technischen Fähigkeiten dazu nutzen, den übrig gebliebenen Fortbewegungsbedarf durch schnelle, komfortable, energiesparende und billige kollektive Verkehrsmittel zu befriedigen.
  3. Wir müssen unsere städtische Umwelt so gestalten, dass sie durch eine hohe Umweltqualität und Störungsfreiheit Anreize zum Verbleiben bietet.
  4. Unsere bestehenden und neu zu erwerbenden technischen Fähigkeiten sollen dazu eingesetzt werden, durch die Mittel der dreidimensionalen Planung alle störenden technologischen Dienstleistungen (technische Unterstruktur) vom menschlichen Lebensbereich (menschliche Überstruktur) so wirkungsvoll zu separieren, dass der Dienstleistungsapparat weder gesehen noch gehört, noch gerochen werden kann.

 

 


 
Programm:

Mittwoch, 16. Juli

Victor Gruen –Leben und Werk


10.00

Begrüßung und einführende Worte: Dipl. Ing. Kurt MITTRINGER, (MA 18 - Stadtentwicklung)

Architekt Dipl. Ing. Dr. Martin TREBERSPURG (Institut für Ökologische Stadtentwicklung)

10.30 Stadtrat Dipl. Ing. Rudolf SCHICKER, Wien: Lernen von Victor Gruen - Stadtentwicklung gestern und morgen
11.00 Prof. AA Dipl. Alex WALL, Karlsruhe: Rückblick auf Leben und Gesamtwerk Victor Gruens und seinen Einfluß auf das Erscheinungsbild der Amerikanischen Stadtlandschaft
12.00 Prof. Dr. Bernd LÖTSCH, Wien: Interview mit Victor Gruen
12.30 Mittagspause
14.00 Mag. Gudrun HAUSEGGER, Los Angeles/Wien: Victor Gruen und die Victor Gruen Foundation - Das Vermächtnis einer Vision
15.00 Arch. Dipl. Ing. Fritz WACLAWEK, Wien: Wissen und Gewissen & richtig und falsch
15.30 Pause
16.00 Architekt Dipl. Ing. Erich BRAMHAS, Wien: Victor Gruen und die Wiener Stadtplanung
17.00 Schlußrunde (Leitung: Prof. Dr. Peter WEISH)

Ende ca. 19 Uhr

 

Donnerstag, 17. Juli

Zukunftsperspektiven der Vision einer lebenswerten und nachhaltigen Stadt

(Begrenzte Teilnehmerzahl, bitte um Voranmeldung)

10.00 Impulsreferate:

11.00 Gruppeneinteilung, Kaffeepause
11.30 Workshops

  • Nachhaltige, ökologische Stadtstruktur - Modellprojekte (Sustainable City, Ecocity, Car-free City, gesunde Stadt, Klimabündnis)
  • ACHTUNG: Arbeitssprache teilweise Englisch
  • Die lebenswerte Stadt - Attraktivität städtischen Wohnens (Dichte, Gebäudehöhen, Wohnumfeld)
  • Einkaufen in der Stadt (attraktive Einkaufsstraßen, Nahversorgung, Management, Konkurrenz durch Einkaufszentren)
  • Verkehr - Stadt der Fußgänger (Fußgängerzonen, "Umweltoasen", Ergänzung durch Radverkehr, ÖV, Garagen)
12.30 Mittagspause
14.00 Workshops (dieselbe Zusammensetzung wie am Vormittag):

Wiener Zukunftsperspektiven - Input für den STEP

16.00 Kaffeepause, "Marktplatz der Ergebnisse"
17.00 Plenum: Präsentation der Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen und Workshops

Ende: ca. 18.00